Von der Lehranstalt zum Lernbegleiter

(05.06.09)

Von der Lehranstalt zum Lernbegleiter
Rückblick auf 50 Jahre Schule am Hagenberg zeigt Entwicklung auf

sp BAD IBURG. 50 Jahre ist ja heutzutage noch kein Alter, aber für eine Schule können sich in den fünf Jahrzehnten Welten gleich mehrmals komplett auf den Kopf gestellt haben.
Das erkannte auch Steffi Baalmann, die Schulleiterin, als sie zusammen mit ihren Kollegen, den Eltern und den Kindern das runde Schuljubiläum für die Grundschule am Hagenberg in Bad Iburg vorbereitete.
Gleich ins Auge fallen natürlich die äußerlichen VerÄnderungen, betrachtet man die Bilder von der Einweihung 1959 und heute. Der Schulhof ist keine Betonwüste mehr, sondern lädt ein zum Spielen und Entspannen. Im Seilgarten und auf dem Kletterbaum darf genauso herumgeturnt werden wie an der Kletterwand. Oder es wird eine Runde Ball gespielt, egal ob Fußball oder Völkerball, Hautsache Bewegung, denn die steht ganz oben auf dem Programm der Grundschule.
Und auch im Inneren der Schule geht es bunt und frühlich zu. Da lädt die kleine Bibliothek zum schmökern ein, überall hängen Kunstwerke der Schüler herum, und in den Klassen stehen die Tische und Stühle so, dass sich die Schüler wohlfühlen. Alles Maßnahmen, die das Lernen fördern sollen. Etwas, was man vor 50 Jahren schlichtweg noch nicht kannte.
In der ersten Klasse, die 1959 mit über 40 Schülern am Hagenberg eingeschult wurde, galt es, still zu sein, still zu sitzen und sauber zu schreiben. Und wer nicht mitkam, der blieb eben auf der Strecke. „Heute lernen die Kinder in ihrem eigenen Tempo, und wir fördern das kooperative Lernen", erklärt die Schulleiterin. „Da helfen sich die Kinder auch mal gegenseitig, und alle lernen gleichzeitig soziales Verhalten."
Die Kinder haben sich in 50 Jahren eben genauso verändert wie die Gesellschaft und die Umwelt selbst, beispielsweise durch die Medien. Und aus den Lehrern sind Lernbegleiter geworden statt „Dompteure", denn auch durch veränderte Familienstrukturen übernimmt die Schule immer mehr erzieherische Aufgaben, die früher in der Großfamilie eingeübt wurden. Die Schule ist weniger Lehranstalt und vielmehr Teil des ganz normalen Alltags.
So findet man auch nachmittags Kinder auf dem Schulhof zum Spielen, und die Eltern sind nicht nur am Eltern Sprechtag zu Gast in der Schule. Immer wieder nehmen sie aktiv teil am Schulalltag ihrer Kinder. Durch diese mittlerweile selbstverständliche Mitarbeit, aber auch durch den außergewähnlich engagierten Förderverein SchelKis konnten gerade in den letzten Jahren unglaubliche Projekte wie beispielsweise die komplette Umgestaltung des Pausenhofs realisiert werden. Das wäre mit den knappen finanziellen Mitteln der Stadt niemals möglich gewesen.
Dieses Engagement der Familien hat die Grundschule am Hagenberg auch zu einer Schule gemacht, mit der sich die Schüler selbst komplett identifizieren, eine Schule, die sie selbst mitgestaltet haben. Und so prangt zur Feier des Jubiläums das neue Logo der Grundschule am Hagenberg auf den T-Shirts mit dem Schulschlachtruf „Ha-Ho-He - am Hagenberg ist's ok!'.
Gefeiert wird am morgigen Samstag unter dem Motto „Mit Kindern Zukunft gestalten - mit geöffneten Augen sieht man mehr!" Um 11.30 Uhr beginnen die offiziellen Feierlichkeiten. Mit dabei der Botschafter Senegals, denn mit dem Jubiläum beginnt auch die Partnerschaft mit einer senegalesischen Schule.
Und nach den offiziellen Tagesordnungspunkten wird nur noch nach Herzenslust gefeiert - mit Musik und Tanz und jeder Menge lustiger Ideen der Schüler, darunter auch die Premiere eines Musicals, von der Theater-AG der Grundschule einstudiert. Die Hauptschule kümmert sich mit ihrer Catering-Schüler-Firma um das Wohl der Gäste, das Gymnasium und die Realschule sorgen für musikalische Unterhaltung. Mit einigen VfL-Osnabrück-Stars gibt es dann auch noch ein Torwarttraining. Jede Menge Spaß versprechen sich die Grundschüler zudem von ihrem Karaoke-Wettbewerb. Da ist eben für jeden etwas dabei, genauso wie die Schule und ihre Philosophie selbst.

Bei der Einweihung der Grundschule 1959 herrschte noch strenge Ordnung im Schulalltag.
Foto: Schularchiv


50 Jahre Schulgeschichte
Mitte der 1950er-Jahre beschloss der Iburger Rat, eine neue Schule zu bauen, um endlich die katastrophalen schulischen Verhältmisse nach dem 2. Weltkrieg ad acta zu legen.
Langwierige Standortdiskussionen gab es für die Gebäude der katholischen wie auch der evangelischen neuen Schule. Am Ende entschied sich der neu gewählte Fleckensrat für den Hagenberg.
1958 begannen die Bauarbeiten, die dann mit der Einweihung der Schule am 8. September
1959 abgeschlossen wurden. Die Schule bestand aus drei miteinander verbundenen Trakten, umgeben von grünem Rasen und neuen Straßen. 1963 wurde dann der erste Spatenstich für die neue Turn- und Schwimmhalle in unmittelbarer Schulnähe getätigt. 1962 wurde das 9. Schuljahr als Pflichtjahr eingeführt. Dazu kamen alle Iburger Schüler des Jahrgangs sowie die Schüler aus Glane, Ostenfelde und Sentrup ebenfalls in den Räumen der katholischen Schule am Hagenberg zusammen, und es gab hier konfessions-übergreifenden Unterricht. Damit wurde die Schule zur Mittelpunktschule.
1968 wurden die 5. bis 8. Klassen nicht mehr nach Konfessionen getrennt unterrichtet. Die konfessionelle TVen-nung der Grundschule wurde 1993 und 1994 aufgehoben.
So entstand die heutige „Grundschule am Hagenberg" - eine von drei verlässlichen Grundschulen in Bad Iburg mit 185 Kindern (2008/09). Ab dem Schuljahr 2009/10 wird die Schule zu einer offenen Ganztagsschule.


Ausgabe vom 05.06.09