(18.03.04)
Mit neun Jahren in den Kindergarten
Grundschüler aus Bad Iburg sammeln Erfahrungen im "Lebenspraktikum"
Bad Iburg (we) Das ist Neuland für alle Beteiligten: Während die Mädchen der vierten Klasse aus der Grundschule am Hagenberg drei Tage lang werken, sammeln die Jungen in zwei Bad Iburger Kindergärten praktische Erfahrungen.
Der vierjährige Lars ist begeistert: "Das Puzzeln ging so schnell, weil Marko geholfen hat."
Marko, ganze zehn Jahre jung, kommt wie seine Mitschüler aus der Grundschule am Hagenberg und soll drei Vormittage den Kindergärtnerinnen im Nikolaus- und DRK-Kindergarten zur Hand gehen.
Die Neun- und Zehnjährigen sind mit Feuereifer bei der Arbeit. Auch wenn sie mittags ziemlich "geschafft" sind. Sie lesen vor, helfen beim Frühstück und binden Schnürsenkel. Zur selben Zeit sind die Mädchen im Werkraum ihrer Schule und zeigen, was sie handwerklich "draufhaben". Tischlermeisterin Birgit Pahlkötter weist sie in das Herstellen von Obstkörben aus Kleiderbügeln ein.
Verkehrte Welt? "Alles andere als das", sagt Schulleiterin Stephanie Baalmann, "unsere Viertklässler erweitern in diesem Praktikum ihre Sozialkompetenz, übernehmen Verantwortung und bewähren sich auf Ebenen, die ihnen nach unserem geschlechtsspezifischen Rollenverständnis unter Umständen fremd bleiben." Neue Lernfelder eröffnen soll dieses Konzept und zur Jungen- und Mädchenförderung beitragen. Soziales Lernen, das für das tägliche Miteinander und später im Berufsleben immer mehr an Bedeutung gewinnt, findet hier in einem neuen, motivierenden Erfahrungsraum statt. Unterstützt wird dieses Praktikum von Bad Iburgs Frauenbeauftragten Irene Wellmann und Niedersachsens Mädchenreferentin Astrid Schwarz.
Wochenlang ist das Unternehmen in den vierten Klassen vorbereitet und mit Eltern und Kindergärten abgestimmt worden. Mit auswertenden Gesprächen, Herstellen von Fotowänden und dem Schreiben von Tagesbüchern werden die nächsten vierzehn Tage ausgefüllt sein.
Am letzten Tag vor den Osterferien sollen sich dann auch die Eltern ein Bild von der Tätigkeit ihrer "Praktikanten" machen dürfen.
Ausgabe vom 18.03.04