(20.04.20)
Hannover,im April 2020
Liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Eltern und Erziehungsberechtigte,
wir alle sind von der aktuellen Krise in eine Ausnahmesituation versetzt worden. Fast täglich ergibt sich aus der dynamischen Entwicklung eine neue Sachlage. Wir müssen uns immer wieder neu orientieren, umdenken und neue Wege gehen. Für eure und Ihre Bereitschaft, sich auf diese Herausforderungen einzulassen und sie konstruktiv mitzugestalten, danke ich herzlich!
Nach Wochen der kompletten Schulschließung steht nun der vorsichtige Schritt zu einer stufenweisen Öffnung an. Viele Fragen und Sorgen werden artikuliert, sie alle werden von uns ernstgenommen und bestmöglich beantwortet.
In den kommenden Wochen starten wir nun in einen neuen Abschnitt. Es wird dafür nötig sein, Lernprozesse und –orte neu zu gestalten. Es wird Phasen des Lernens zu Hause und Phasen des Lernens in der Schule geben. Ein Hochfahren auf „Normalbetrieb“ mit regulärem Unterricht wird bis zu den Sommerferien jedoch realistisch betrachtet nicht möglich sein – diese Erwartungshaltung sollte deshalb auch niemand haben.
Wir planen, am 27.04.2020 zunächst mit der Prüfungsvorbereitung für die Abschlussklassen zu beginnen und anschließend die Folgejahrgänge zumindest zeitweise wieder in die Schule zu bringen. Dieser Plan dient vorerst nur zur Orientierung. Er ist vorläufig und unterliegt Änderungen, sobald das Infektionsgeschehen oder neue Maßgaben sie erforderlich machen. Vor allem Phase C ist bisher nur eine Idee und noch nicht abgestimmt und terminiert.
Am Beispiel des Primarbereichs erklärt: Am 04.05. starten die 4. Klassen mit dem im Folgenden beschriebenen umschichtigen Unterricht, am 18.05. kommen die 3. Klassen dazu usw.
Eine der größten Herausforderungen für die Wiederaufnahme des Unterrichts in den Schulen wird es sein, dass die Schülerinnen und Schüler ihre sozialen Kontakte weiterhin auf Distanz gestalten. Dazu wird es organisatorische Veränderungen zum bisherigen und vertrauten Schulalltag geben. Wir werden den Schülertransport entlasten und den nötigen Abstand zwischen Lernenden gewährleisten müssen. Deshalb werden die Schüler und Schülerinnen bis auf weiteres umschichtig in halben Lerngruppen unterrichtet. Über die Organisation dieser Maßnahme in der konkreten Schule vor Ort wird Sie die Schulleitung Ihrer Kinder zeitnah informieren.
Alle Jahrgänge, die nicht in der Schule sind, werden von ihren Lehrkräften für das „Lernen zu Hause“ mit Lernplänen und Aufgaben versorgt. Für Familien mit schulpflichtigen Kindern wird es also nötig sein, Phasen des häuslichen Lernens zu organisieren. Das kann regulären schulischen Unterricht natürlich nicht gleichwertig und vollumfänglich ersetzen. Eltern sind keine „Hilfslehrer“, auch wenn sie Ihre Kinder natürlich wie gewohnt begleiten und unterstützen dürfen!
Es besteht weiterhin Schulpflicht, die sich auch auf die Erledigung der verpflichtenden Aufgaben zu Hause bezieht, und wir setzen uns das Ziel, dass Schülerinnen und Schüler auch unter den derzeitigen Bedingungen ihre Kompetenzen festigen und erweitern.
Mit dem vorliegenden Leitfaden wollen wir Eltern und Kinder darin unterstützen, die Phase das
„Lernen zu Hause“ zu organisieren und möglichst effektiv und stressfrei umzusetzen.
Es gilt jetzt und weiterhin zusammenzuhalten, um die Herausforderungen der kommenden Wochen zu meistern. Ich bin der festen Überzeugung, dass uns das gemeinsam gelingt!
Mit freundlichen Grüßen
Grant Hendrik Tonne
Niedersächsischer Kultusminister
1. Tipps für Eltern und Erziehungsberechtigte
Für das „Lernen zu Hause“ erhalten alle Schülerinnen und Schüler Lernpläne und Aufgaben von ihren Lehrkräften, die verbindlich zu Hause bearbeitet werden müssen. Folgende Tipps und Anregungen können dabei helfen, das häusliche Lernen und Arbeiten gut zu organisieren:
Den Tagesablauf strukturieren
Eine klare Tagesstruktur vermittelt ein Gefühl von Sicherheit in einem veränderten Alltag. Entwickeln Sie gemeinsam mit ihrem Kind einen Tagesplan, auf dem Lern-, Pausen-, Essens-, Bewegungs-, Medienzeit notiert sind. Eine gesunde Balance zwischen Zeiten, in denen konzentriert gearbeitet wird und Phasen, die für Ruhe und Erholung genutzt werden, ist für alle Beteiligten wichtig. Sorgen Sie für verlässliche Routinen und Rituale, das erspart die tägliche Diskussion und macht immer neue Absprachen überflüssig.
Eine förderliche Arbeitsumgebung gestalten
Nach Möglichkeit sollte Ihrem Kind ein eigener Arbeitsplatz in einer ruhigen und ablenkungsarmen Umgebung zur Verfügung stehen. Stellen Sie sicher, dass alle notwendigen Arbeitsmaterialien bereit liegen und „einsatzbereit“ sind.
Bei der Arbeitsorganisation unterstützen
Ihr Kind soll die ihm gestellten Aufgaben und Arbeitsaufträge nach Möglichkeit selbstständig erledigen. Eine maßvolle Unterstützung ist natürlich nicht verboten und kann dabei helfen, den Einstieg zu finden oder Verständnisprobleme zu lösen. Ermutigen Sie Ihr Kind, bei Schwierigkeiten und Fragen Kontakt zur Lehrkraft aufzunehmen, um sich gezielt beraten und unterstützen zu lassen! Hilfreich und motivierend kann es außerdem sein, den Arbeitsfortschritt durch das Abhaken einer Liste sichtbar zu machen.
Ein positives Klima schaffen
Das Lernen und Arbeiten zu Hause erfordert in dieser Ausnahmesituation ein besonders hohes Maß an Selbstdisziplin. Umso wichtiger ist es, eine positive Atmosphäre zu schaffen, in der konzentriert, aber auch mit Freude und ohne Druck gelernt werden kann. Leistungsdruck und zu hohe Erwartungen sind kontraproduktiv und führen nicht zu einem besseren Lernerfolg. Gefragt sind vielmehr Geduld, Gelassenheit und tatsächlich auch eine gute Portion Humor!
Hinweise zur Leistungsbewertung
Keinem Kind sollen Nachteile auf Grund seiner Lernbedingungen, familiären Hintergründe oder häuslichen Situation entstehen. Auf Grund der Unterschiedlichkeit der Rahmenbedingungen beim „Lernen zu Hause“ werden in den Schuljahrgängen 1 bis 10 zu Hause erstellte Arbeiten deshalb nicht bewertet. Das beim häuslichen Lernen erworbene Wissen kann jedoch nach Wiederaufnahme des Unterrichts in den Schulen durch Tests, Lernzielkontrollen oder mündliche Abfragen überprüft werden. Ein regelmäßiger und konstruktiver Austausch zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern wird ihr Kind sicher zur Weiterarbeit motivieren und zu guten individuellen Lernfortschritten führen.
Kontakt zur Schule
Die Lehrkräfte Ihrer Kinder stehen Ihnen zu festgelegten Sprechzeiten für die Beantwortung von Fragen und individuelle Beratung zur Verfügung.
Digitale Lernangebote
Für alle die, die auf der Suche nach zusätzlichem „Lernfutter“ oder Übungsmaterial sind, werden auf der Plattform des Niedersächsischen Bildungsservers (NiBiS) aktuell unterschiedlichste Lernangebote für Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler gesammelt und bereitgestellt. Unter der Adresse www.lernenzuhause.nibis.de finden sich Unterrichtsmaterialien für alle Fächer und Schulstufen, Linklisten, Apps und weitere Angebote für das Lernen zu Hause.
2. Tipps für Schülerinnen und Schüler
Durch die Corona-Krise hat sich dein Schulalltag völlig verändert. Du erhältst Aufgaben und Lernpläne von deinen Lehrerinnen und Lehrern und musst sie zu Hause bearbeiten und selbstständig erledigen. Damit das gut gelingt, gibt es hier einige Tipps für dich:
Richte deinen Arbeitsplatz ein!
Achte darauf, dass du an einem ruhigen und aufgeräumten Arbeitsplatz sitzt! Alles, was du zur Erledigung deiner Aufgaben benötigst, sollte bereitliegen und „einsatzbereit“ sein. Versuche, jede Ablenkung durch Handy, Musik, Fernseher usw. zu vermeiden!
Gib dir einen Tagesrhythmus!
Ein guter Plan und ein geregelter Tagesablauf helfen dabei, sich nicht zu verzetteln, und sorgen für Struktur in dieser besonderen Situation. Mach dir also einen Tagesplan
– am besten gemeinsam mit deinen Eltern -, in dem du Lern-, Pausen-, Essens-, Bewegungs-, Medienzeit notierst! Teile dir die Aufgaben, die du in einer Woche zu erledigen hast, in übersichtliche „Tagesportionen“ auf und entscheide, womit du anfängst! Extra-Tipp: Unbeliebte Arbeitsaufträge am besten sofort erledigen!
Arbeite konzentriert und zielstrebig!
Arbeite die Aufgaben, die du dir für den Tag vorgenommen hast, nach und nach ab und lass dich dabei möglichst nicht ablenken! Wenn du eine Aufgabe erledigt hast, hake sie auf deinem Tagesplan ab. So hast du einen guten Überblick darüber, was noch zu tun ist.
Gib nicht zu schnell auf!
Manche Aufgaben fallen dir sicher leicht, für andere musst du dich mehr anstrengen. Sei nicht zu ungeduldig! Wenn du nicht weiterkommst, kannst du bei deinen Lehrerinnen und Lehrern nachfragen. Sie stehen dir zu festgelegten Sprechzeiten für deine Fragen zur Verfügung, das solltest du nutzen!
Belohne dich nach getaner Arbeit, z.B. mit deiner Lieblingsmusik, einem Telefonat mit deiner Freundin oder deinem Freund, einem gemeinsamen Spiel mit deinen Eltern oder Geschwistern oder anderen schönen Dingen, dir die Freude machen!